Während die Automobilindustrie weltweit den größten Veränderungen in ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte ausgesetzt ist, verändert sich der Automobilhandel ebenso dynamisch. Dabei ist die Digitalisierung der maßgebliche Wettbewerbsfaktor und gleichsam ein Katalysator, der einerseits auf alle Unternehmen der Branche einwirkt und den es andererseits auch zu nutzen gilt. Wer davon profitieren will, sollte organisatorische, kulturelle sowie technische Anpassungen vornehmen und die Veränderungen managen können.

Digitalisierung bedeutet in vielerlei Hinsicht – wirtschaftlich, strategisch sowie technisch, dass sich Unternehmen an den Bedürfnissen des Kunden ausrichten müssen. Dabei durchzieht diese Kundenzentrierung sowohl unternehmensübergreifend alle Wertschöpfungsketten als auch in jedem Unternehmen die jeweiligen einzelnen Bereiche: von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb und Service.

Die Antwort von Porsche Informatik als Dienstleister für die digitale Transformation eines weltweiten Automobilhandelsnetzwerks heißt Agility by Design: immer mehr Anforderungen für neue Anwendungen werden in immer kürzerer Zeit entwickelt und die Entwicklungen müssen immer schneller marktreif sein. Maßgeschneiderte Business-Software für Groß- und Einzelhandel, After Sales Service sowie Ersatzteilevertrieb und Finanzdienstleistungen.

Mehr als 500 Digitalisierungs-Spezialisten kümmern sich bei uns darum, dass die Software in 26 Ländern auf drei Kontinenten läuft und auf die spezifischen Anforderungen der Märkte individuell angepasst wird. Insgesamt rund 160 Lösungen mit täglich Millionen Usern. Prominente Beispiele sind das Gebrauchtwagen-Portal DasWeltauto.at, der Car Configurator, um den nächsten Neuwagen zu konfigurieren oder die PIA Service App, welche die Digitalisierung der Service-Tätigkeiten aus Kundensicht unterstützt.

Auf dem Weg zum kundenzentrierten Unternehmen

Anhand der verschiedenen Möglichkeiten, die sich einem Endkunden in der PIA Service App eröffnen, wird deutlich, wie sich Porsche Informatik vom Anbieter händlerzentrierter Lösungen hin zum Anbieter kundenzentrierter Lösungen entwickelt. Mit Hilfe der DIBOX im Fahrzeug werden die für Service-Termine relevanten Fahrzeugdaten (z. B. km-Stand) ausgelesen.

So wird die Red Hat OpenShift Container Platform beispielsweise eingesetzt, um die Endkunden-Applikationen zu orchestrieren und den Entwicklungsprozess mit einer sehr guten Integration in CI/CD Pipelines zu unterstützen. Neue Lösungen lassen sich dadurch im Vergleich zu Legacy-Anwendungen viel öfter bereitstellen.

Private Cloud im eigenen Rechenzentrum | Legacy-Modernisierung via Private Cloud

Porsche Informatik startete im April 2017 eine Private Cloud, die zuerst vom Rechenzentrumsprovider ITandTEL gehostet wurde. Der Hosting-Dienstleiter setzt die Red Hat OpenShift Container Platform für eine PaaS-Umgebung ein, um Kunden wie uns eine schnelle Applikationsentwicklung sowie ein zügiges Deployment zu ermöglichen. Diese Umgebung wurde nun vollständig ins eigene Rechenzentrum migriert und dabei auch modernisiert.

In der Private Cloud setzen wir zielgerichtet neue notwendige Initiativen um. Die strategische Richtung lautet, die klassische Infrastruktur in die Cloud zu bringen. Allerdings soll inhouse nicht zu viel Cloud aufgebaut werden. Schließlich geht es darum, einfach und schnell Applikationen entwickeln zu können und in unserem Unternehmen Vorteile der Cloud nutzbar machen. Mithilfe von Red Hat OpenShift Private Cloud sind Container etabliert, so dass die Cloud auf die Randsysteme der Legacy-Anwendungen zugreifen kann.

In einem weiteren, künftigen Schritt geht es auch in Richtung Public Cloud. Diese wird dann als reine Cloud gestaltet sein, die Kernsysteme nur über definierte Webservice-APIs nutzt, und Applikationen für 26 Länder – von Chile bis Malaysia – bereitstellen kann.

Mit der Entscheidung, Red Hat OpenShift einzusetzen, hatten wir frühzeitig aufs richtige Pferd gesetzt, dass Kubernetes de facto zum Standard für die Entwicklung von Linux Containern wird. Zudem war mit dem Rechenzentrumsprovider ITandTEL ein Partner an Bord, der bereits Red Hat nutzte, und mit dessen Unterstützung die Lösung innerhalb von vier bis sechs Wochen online war – das externe Rechenzentrum ist hier bereits mit eingerechnet. Demgegenüber hätte sich unser Team bei einer reinen Kubernetes-Lösung einlernen müssen.

Der Zeitfaktor spielte eine Rolle. Eine neue Betriebsführung hätte mehr Zeit beansprucht. Wir nutzen Red Hat OpenShift, weil es eine der besten Enterprise-Lösungen ist; unter anderem, was Autorisierung, Authentifizierung, Logging sowie Metriken betrifft.

Mittlerweile hat unser Team die Betriebsagenden für die Private Cloud On-Premise selbst übernommen. Unsere Vorgehensweise ist evolutionär geprägt, so dass wir die Plattform sowie auch die Lösungen schrittweise auf den nächsten Level bringen können.

Angesichts verkürzter Entwicklungszyklen hat Schnelligkeit Priorität. Was muss sich kulturell, organisatorisch und technisch ändern, wenn Applikationen schneller entwickelt werden sollen?

Veränderungen in der Organisationskultur

Um die notwendigen kulturellen Veränderungen herbeizuführen, empfehlen wir, erstens die Teams, Prozesse und Tools nach dem DevOps-Konzept zu organisieren. Zweitens gilt es, Praktiken wie Continuous Integration und Continuous Delivery umzusetzen, um Software kontinuierlich an Endanwender ausliefern zu können.

Schließlich wird die Time to Market verbessert, wenn Entwickler in wenigen Stunden Software je nach Prozessausprägung bis in die Produktion bringen können. Hierbei ist die Automatisierung dieser Prozesse mit Red Hat OpenShift im Vergleich zu reinem Kubernetes leichter zu bewerkstelligen.

In einer veränderten Organisationskultur haben die Entwickler im Vergleich zur klassischen Softwareentwicklung einerseits mehr Möglichkeiten und andererseits wächst ihre Verantwortung. Red Hat OpenShift hilft dabei, den kulturellen Wandel zu unterstützen. Der sprichwörtliche organisatorische „shift left“ im Entwicklungszyklus bewirkt, dass mehr Verantwortung zu den Entwicklern verlagert wird sowie ferner hin zum Business. So ist die Entwicklung im Zuge der kontinuierlichen Bereitstellung nun auch verantwortlich für das Patch Management von Images, die Skalierung sowie das Backup von Daten.

Mehr Entscheidungsfreiheit, Möglichkeiten und Handlungsspielräume

Aus technischer Sicht zeigt sich der Vorteil von DevOps beispielsweise bei der Infrastruktur, wenn wir ohne Verzögerungen eine Plattform um ein Entwicklerteam ergänzen können. So öffnen sich Freiräume, weil sich im Vergleich zu traditionellen Ansätzen neue Technologien grundsätzlich leichter betreiben lassen, wie etwa die NodeJS. Außerdem können unsere Teams selbst wählen, ob sie etwa beim Einsatz einer Datenbank den traditionellen Weg über Oracle nehmen oder zum Beispiel MongoDB, etc., um etwaige andere Anwendungsfälle abzudecken. Somit können Entwickler völlig eigenständig Applikationen aufsetzen, ohne auf die darunterliegende Infrastruktur eingehen zu müssen.

Alles in allem besteht der Haupteffekt unserer Lösung darin, dass wir schneller mit neuen Produkten draußen am Markt sind und schneller Kundenfeedback zur Verbesserung nutzen können. Im Vergleich zu früher ein klarer Vorteil, den wir durch kulturelle, technische Veränderungen und eine neue Form der Zusammenarbeit, Co-Creation mit dem Business, erzielen. Neue Applikationen laufen nun in wenigen Stunden, anstatt früher nach einer Woche. Unser Ziel ist, dass die Time to Market um 90 Prozent reduziert wird: von mehreren Wochen auf ein paar Tage. Nun können wir nach ein paar Stunden bereits eine sichtbare Lösung bekommen.

Christian Köberl, Software-Architekt Johannes Grumböck, Infrastruktur-Architekt, Porsche Informatik GmbH
Christian Köberl, Software-Architekt Johannes Grumböck, Infrastruktur-Architekt

 

Porsche Informatik, eine Tochter der Porsche Holding und ein Unternehmen des Volkswagen Konzerns, hat sich darauf spezialisiert, Automobilhandels-Software zu entwickeln. Seit mehr als 50 Jahren gestaltet das Unternehmen den Automobilhandel von morgen.