Digitalisierung ist nicht nur eine Frage der Technik

Die meisten Unternehmen haben inzwischen erkannt, dass sie ihre digitale Transformation vorantreiben müssen, um langfristig in einer von Unsicherheiten und Veränderungen geprägten Welt bestehen zu können. Allerdings fokussieren sie sich oft auf Technologien und schenken den Menschen und Prozessen nicht dieselbe Aufmerksamkeit. Dabei ist es durchaus sinnvoll, den Blick zunächst stärker auf Kunden und Mitarbeitende zu richten, da diese im Mittelpunkt der Digitalisierung stehen und entscheidend für den Erfolg des Unternehmens sind. Letztlich geht es darum herauszufinden, welche Produkte und Services die Menschen brauchen, und sie ihnen einfacher, schneller und besser als bisher zur Verfügung zu stellen. An diesem Ziel orientieren sich dann die Prozesse und Technologien.

Auf technologischer Seite setzen Unternehmen schon seit einiger Zeit verstärkt auf Open Source. Einerseits, weil sie nicht die Ressourcen haben, alles selbst zu entwickeln – selbst große Unternehmen können das in der Regel nicht mehr leisten. Stattdessen greifen sie auf innovative und bewährte Lösungen zurück, in die das Wissen und die Erfahrung einer weltweiten Community einfließen. Andererseits wollen Unternehmen sich auch nicht abhängig von proprietären Lösungen oder einzelnen Herstellern machen und schätzen die Freiheiten, die Open Source ihnen bietet. Wer einmal in das Ökosystem eingetaucht ist, dem erschließt sich schnell dessen gesamte Schönheit: Unzählige Anwendungen und Plattformen, die reibungslos zusammenarbeiten, sich leicht anpassen lassen und eine ungeahnte Agilität bieten. Dazu eine Vielzahl von Software-Spezialisten, IT-Dienstleistern und Consultants, die professionell unterstützen und jedes noch so ungewöhnliche Problem lösen.

Hier zeigt sich, dass Open Source weit mehr ist als Software und offener Code, sondern eine Kultur. So wie die Community kooperativ und transparent zusammenarbeitet, sollten sich auch Unternehmen aufstellen, um schneller und effizienter auf Veränderungen in ihrem Markt reagieren und Innovationen besser vorantreiben zu können. Die Rahmenbedingungen dafür müssen Führungskräfte schaffen: Anstatt wie früher vorzugeben, wie eine Lösung oder ein Prozess auszusehen hat, stoßen sie Diskussionen an, sammeln Ideen und moderieren. Natürlich treffen sie weiterhin wichtige Entscheidungen, aber nicht mehr über die Köpfe ihrer Teams hinweg, sondern unter Berücksichtigung verschiedener Blickwinkel. Natürlich müssen sie dafür eine sichere Umgebung gestalten, in der Mitarbeitende sich angstfrei einbringen können, Dinge ausprobieren dürfen und für Fehler nicht bestraft werden. Und in der Entwickler, IT-Spezialisten und Anwender in multifunktionalen Teams zusammen- statt nebeneinanderher arbeiten.

Unternehmen mit solchen offenen Strukturen sind viel anpassungsfähiger als Unternehmen mit streng hierarchischen Strukturen und voneinander abgeschotteten Teams. Sie bringen nicht nur mehr und bessere Ideen hervor, sondern diese auch schneller zur Marktreife. Im Grunde sind daher offene Ansätze sowohl für Technologien als auch für Prozesse und Firmenkultur unerlässlich, um die digitale Transformation zu beschleunigen und ihren Nutzen zu maximieren.

* Dinko Eror ist Vice President EMEA Central Europe bei Red Hat