Was bringt ein Open Source Program Office (OSPO)?
Open-Source-Technologien stehen im Mittelpunkt der Digitalisierung und sind in der IT unerlässlich. Alle Unternehmen setzen Open-Source-basierte Lösungen ein und darüber hinaus leistet Open Source einen enormen Beitrag zur Wertschöpfung in der Europäischen Union. Laut auf einer Studie des Fraunhofer FSI und des Open Forum Europe lieferte Open Source im Jahr 2021 einen Anteil zwischen 65 und 95 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt der EU.
Unternehmen können massiv vom Wert der Open-Source-Technologien und -Communities profitieren. Dies erfordert allerdings eine klare Strategie und eine Organisationseinheit, um diesen Nutzen erfolgreich zu gestalten. Für diese Organisationseinheit hat sich der Begriff des Open Source Program Office (OSPO) etabliert.
Wie kann ein Unternehmen vom Open Source Program Office profitieren?
Open Source fördert und unterstützt die innovative Entwicklung neuer Ideen und Lösungen für die Gemeinschaft und steht für Transparenz und freie Nutzung. Aber Open-Source-Software unterliegt auch einer Governance durch Open-Source-Lizenzen und Steuerungsgremien wie der Linux Foundation.
Unternehmen können durch aktive Beiträge in diesen Communities die konkrete und schnelle Umsetzung von Ideen fördern und die Sichtbarkeit des eigenen Unternehmens in den Gemeinschaften erhöhen.
Daraus lässt sich bereits ein Nutzen des OSPO für Unternehmen ableiten:
- OSPO adressiert die Risiken durch Vorgaben zum Umgang mit Open-Source-Lizenzen, motiviert zu mehr Sicherheit in der Software-Lieferkette durch klare Regeln zum Einsatz von Open Source und schafft den Rahmen, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens aktiv als Contributor oder Maintainer in Open-Source-Communities engagieren.
- OSPO schafft die Rahmenbedingungen, damit Unternehmen von der Innovationskraft von Open Source konkret profitieren und neue Lösungen schneller und wirtschaftlicher etablieren können. Gleichzeitig ist eine positive Sichtbarkeit und ein Beitrag zu Open Source ein wertvoller Baustein für die Akquise und Zufriedenheit von Mitarbeitenden und neuen Talenten.
- OSPO ist die Keimzelle in Unternehmen, um basierend auf den Werten von Open Source und den seit Jahrzehnten etablierten Arbeitsweisen für verteilte Teams in den Open-Source-Gemeinschaften eine Community-of-Practice (CoP) und eine wirksame Wiederverwendung von Software-Bausteinen und den Austausch zwischen den Teams zu etablieren. Letztlich lebt Open Source vom Austausch und hat Methoden und Praktiken entwickelt, um Silos und isolierte Teams zu vernetzen und damit die Produktivität zu steigern.
Welche Fähigkeiten benötigt ein OSPO?
Um den Aufgaben eines OSPO gerecht zu werden, ist eine Mischung an Skills und Fähigkeiten erforderlich. Diese lassen sich in drei grobe Kategorien unterteilen:
- Fachkompetenz für Software- und Produkt-Management
Das OSPO benötigt die Kompetenz, die richtigen OSS-Lösungen zu identifizieren und diese hinsichtlich ihres Nutzens und Beitrags für die eigenen Produkte des Unternehmens zu bewerten. Das erfordert Fähigkeiten wie die eines Senior-Software-Architekten mit Erfahrung in Open Source sowie im Produkt-Management, der die Anforderungen und Ziele der unternehmenseigenen Software-Lösungen identifizieren und benennen kann. - Fachkompetenz für Change Management und Coaching
Der Aufbau einer erfolgreichen Community-of-Practice und ein Austausch mit Open-Source-Gemeinschaften erfordert Fingerspitzengefühl. Auch die Arbeitsweisen und die Interaktion mit Menschen in Open-Source-Communities unterscheiden sich in der Regel von unternehmensinternen Modellen. Hier muss das OSPO in der Lage sein, zwischen den Teams zu vermitteln und ein Change-Programm anzustoßen, das den richtigen Einsatz von Open Source fördert – von der Fach- bis zur Management-Ebene. - Fachkompetenz Sicherheit und Governance
Das OSPO muss die Leitplanken sowohl aus rechtlicher Sicht als auch nach den Anforderungen der IT-Sicherheit aufstellen und die Umsetzung motivieren, damit das Unternehmen Open-Source-Lizenzen berücksichtigt und die hohe Sicherheit der Software-Lieferkette und die damit verbundenen Vorgaben (SBOM und andere) einhält. Das erfordert eine Verzahnung mit den Beschaffungsprozessen und die Einbindung von Procurement. - Management-Präsenz
Für das OSPO ist eine Repräsentanz erforderlich, die das OSPO und die Unternehmens-Strategie im Kontext Open Source mit der Strategie der Unternehmensführung verzahnt und diese auch nach außen vertritt. Dazu gehören auch aktive Beiträge für Open-Source-Veranstaltungen und Konferenzen.
Diese Fähigkeiten und Anforderungen zeigen bereits, dass ein OSPO eine permanente Instanz im Unternehmen ist, die eng an die Geschäftsleitung angebunden ist. Damit verfügt das OSPO über die Autorität, die Open-Source-Strategie zu vertreten und deren Umsetzung voranzutreiben. Für die Skalierung bedeutet dies jedoch nicht, dass das OSPO die Umsetzung konkret durchführt – das obliegt dann entsprechenden Fachteams, die für die spezifischen Umsetzungen aufgebaut werden müssen.
Voraussetzungen für ein OSPO
Der strategische und richtige Einsatz von Open Source fördert die Innovationskraft und die Geschwindigkeit von Unternehmen bei der Einführung neuer Produkte und Lösungen. Damit verbunden ist ein zielgenaues Investment in Open Source, um konkreten Nutzen für eigene Produkte aus Open Source zu erreichen. Das erfordert eine strategische Festlegung, dass auch Open-Source-basierte Entwicklungen in eigene Lösungen einfließen sollen und eine Investition in Open-Source-Communities erfolgen muss.
Open Source wird oft mit einer kostenlosen Nutzung gleichgesetzt. Aber gerade der richtige und effektive Einsatz von Open Source muss geplant und gesteuert werden – und das erfordert entsprechende Budgets für interne Investitionen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches OSPO die enge Verzahnung mit der Unternehmensführung sowie eine dauerhafte Finanzierung des OSPO und der Umsetzung von Open-Source-Strategien ist.
Praktische Voraussetzung ist eine einfache und verständliche Formulierung der Open-Source-Strategie und der Anforderungen. Das sollte durch geeignete Werkzeuge, Self-Service-Modelle und einen hohen Automationsgrad flankiert werden. Innovation beginnt mit frischen Ideen und einem schnellen Start – daher müssen Open-Source-Ideen aus den Communities schnell den Weg ins Unternehmen finden. Das ist ein grundlegendes Mindset und Teil des Change-Managements und der Arbeitsweise für eine agile Welt.
Fazit
Der Trend ist eindeutig erkennbar und viele Unternehmen beginnen mit dem Aufbau oder der Weiterentwicklung von OSPOs. Gerade gut etablierte OSPOs und eine Ausrichtung der Unternehmen auf die effektive Nutzung von Open Source und Talenten in den Communities sowie die Etablierung von Leitplanken für die sichere Nutzung von Open Source, werden zu einer besseren Wertschöpfung und einer höheren Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Für einen vertieften Austausch und eine fundierte Beratung zu Themen rund um Open Source und OSPO hat Computacenter den Bereich OSS-Consulting etabliert. Weitere Informationen unter www.computacenter.com/de.
Über den Autor
Norbert Steiner ist als Solution Manager für das Application Platform Portfolio bei Computacenter Deutschland verantwortlich. Dieses umfasst Themen rund um Platform Engineering, Cloud-native Anwendungsplattformen, Automation und Observability. Die Angebote sind stark mit Open Source verbunden, da die relevanten Technologien durch Open Source getrieben und innoviert werden. Als Solution Manager innerhalb der Cloud & Application Group ist er auch für die enge Zusammenarbeit mit Kunden verantwortlich, um die Plattformen in regulierten Umgebungen aufzubauen und zu betreiben. Mit mehr als 30 Jhren Erfahrung im Rücken ist es seine Aufgabe, das Cloud-native Portfolio aufzubauen, eingebettet in ein starkes globales Team innerhalb von Computacenter.
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